Sonntag, 30. Oktober 2016

Ob auch Bäume Trauer tragen...?


Ob auch Bäume Trauer tragen
wenn die Zeit stillsteht?
Ob auch sie Wundgefühle haben
wenn der Schicksalssturm
ihre sterbenden Blätter
ins Irgendwo trägt?
Mit jedem entlaubten Zweig
wächst ihre gefühlte Einsamkeit.
Mit jedem fallenden Blatt
fällt auch ein Stück lebendiger Zeit.
Und dennoch scheinen
ihre unbeirrbaren Wurzeln
von einer Kraft getragen
die Sehnsucht heißt.
Und Jahr für Jahr neue
Hoffnungsknospen treibt.
 
 (Ute Leser)

Eines Tages...


Eines Tages werde ich
aus den Gedankensträngen
meines Lebens,
auch den wirrsten,
und dem vielfarbigen Geflecht
meines Herzens
einen Teppich knüpfen
mit dem roten Faden
meiner Dankbarkeit
für so vieles -
und nicht zuletzt für dich...
 
(Isabella Schneider)

Licht am Ende des Tunnels...



Tagsüber
lebe ich
völlig normal
denke
ich bin zufrieden
wenn andere lachen
lache ich mit
abends
merke ich
es stimmt nicht
tief innen
bin ich traurig
rufe leise
nach Hilfe
durch mein Lachen
andere denken
ich bin glücklich
ich lebe
doch vor langer Zeit
starb etwas in mir
Träume
Gefühle
Gedanken
manchmal
höre ich nicht
die Vögel singen
sehe nicht
die Sonne scheinen
fühle
mein Herz
versteinert
aber
ab und zu
wenn ich allein bin
schließe ich die Augen
höre still in mich hinein
und atme auf
ich sehe
am Ende des Tunnels
das kleine Licht
... Hoffnung.
(Karin Ernst)

Dienstag, 11. Oktober 2016

Ich will still werden

 

Ich will still werden
und wage zu träumen
von glücklichen Menschen,
fördernden Beziehungen,
erfülltem Leben.

 

Ich will still werden
und spüre tief in mir
ungeahnte Möglichkeiten,
Wünsche und Bedürfnisse,
die Freude am Leben.

 

Ich will still werden
und lerne ja sagen:
ja zu meinen Visionen,
ja zu meinen Grenzen,
ja zu meinem Weg.

 

Ich will still werden
und Leben fördern:
das Feine wahrnehmen,
das Zarte schützen.
Das Kleine wachsen lassen.

(aus: "Einander Engel sein" von Max Feigenwinter)

Freitag, 7. Oktober 2016

Konstantin Wecker "Es geht zu Ende"...



Es geht zu Ende. Seine großen Pläne
liegen vergilbt wie er auf Zimmer 3.
Aus stolzen Bäumen werden meistens Sägespäne.
Den Schwestern ist das ziemlich einerlei.

Sie wissen nichts von seinen Liebesdingen
und nichts von dem, was ihn durchs Leben trieb.
Zwar wollte ihm das eine oder andere gelingen,
doch nichts für immer, nichts was wirklich blieb.

Sie drehen ihn, sie waschen ihn, sie zieh´n ihn an.
Am Mittwoch darf er in den Park.
Er würde gerne in den blauen Frühling flieh´n.
Er ist zu schwach. Er war noch nie sehr stark.

Ein Leben eben, eines von Milliarden,
nicht schlecht, nicht gut, mit wenig Heiterkeit.
Natürlich war da Hoffnung, doch am Ende
fraß die sein großer Feind, die Zeit.

Bei Schwester Heike wagte er es zu lächeln.
Die streichelt manchmal zärtlich sein Gesicht.
Sonst ist es still um ihn. Keine Besuche.
Auch sein betuchter Sohn besucht ihn nicht.

Der hat zu tun, Verpflichtungen, Valuten,
er hat fürs Sterben aus Prinzip noch keine Zeit.
Dem Vater reichten schon ein paar Minuten,
dann wäre er vielleicht zum Geh´n bereit.

Sooft er auf die Tür starrt, sie bewegt sich
ausschließlich dienstlich, keine Freunde, nie.
Ist denn ein jeder Abgesang so glanzlos?
Er stirbt das erste Mal, er weiß nicht wie.

Wo sind sie alle, all die Saufkumpanen,
die einem ewig Kameradschaft schworen?
Wo die Geliebten, all die schönen Namen?
Über die Welt gestreut, verpufft, verloren…

Es ist vorbei. Am schlimmsten ist, dass alles
im Nachhinein so kurz und flüchtig scheint.
Er hatte sich noch so viel vorgenommen,
so viele Tränen war´n noch nicht geweint.

Ach, wie viel Zeit vertan am Tresen,
mit Sprücheklopfen, witzig sein.
Der falsche Weg. In seine Seele
ließ er nicht mal sich selbst hinein.

Jetzt würd´ er gern noch einmal in sich gehen
und stößt an Mauern, lässt betrübt
auch diese Hoffnung fahren, und muss sehen:
Er hat den Weg zu sich noch nie geübt.

Ich würd´ gern sagen: Als er starb,
sah er am Ende eines Tunnels Licht.
Ob er dann endlich fand, was er nie suchte?
Zu hoffen wär´s. Mehr weiß ich leider nicht.

(Konstantin Wecker)

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Zeit und Stille...

Foto mit freundlicher Genehmigung von Toni Wintersteller - Seekirchen Österreich

abend
bäume lichtüberzogen
berge gleiten immer weiter
in die nacht
zufriedenheit
wie leicht sie doch kommt
eine zeit endet
eine andere beginnt
der weg aus ihr heraus
ist der weg hinein
schlaf
tiefer schlaf
alles strebt zur stille
stille. wenn wind zur ruhe kommt
stille. wenn wasser sich beugt
den grund berührt
wenn sterne aufgehen oh mein gott
was für ein klang

(Rea Revekka Poulharidou)

Sonntag, 2. Oktober 2016

kleine Perlen...


Kleine Perlen des Tages
ein Lächeln
ein Streicheln
eine liebende Hand
kleine Perlen
des Tages
aufgereiht
zur Kette
der Zuversicht
zu tragen
bei anbrechender
Dunkelheit

(Peter Schiestl)